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Direkte Instruktion
Faktorenbeschreibung
Definition
Direkte Instruktion (DI) ist ein ausgefeiltes didaktisches Konzept. Die Lehrperson konzipiert den Klassenunterricht, die innere Differenzierung und Individualisierung aufgrund des diagnostizierten Lernbedarfs der einzelnen Schülerinnen und Schüler (SuS). Das mehrschrittige didaktische Konzept schließt mit dem Anwenden bzw. Übertragen des Gelernten auf neue Aufgaben oder ein kleines Projekt. Eine DI-Phase umfasst zwischen fünf bis zehn Lehrstrategien bzw. Sequenzen (vgl. Helmke, 2021, S. 196; Wellenreuther, 2019, S. 289f; Wild/Möller, 2020, S. 76). Mit den abgestimmten DI-Phasen gestaltet die Lehrperson den Rahmen für das Gelingen eines vollständigen Lernprozesses. Deshalb legt sie kürzere Sequenzen fest und stimmt sie auf die Lernvoraussetzungen ab. Sie kommuniziert den Lernenden die Intentionen klar und transparent. Bei der Umsetzung jeder DI-Phase beobachtet die Lehrperson die oft unterschiedlich großen Lernfortschritte und adaptiert, wenn nötig, die Zwischenschritte, damit das Lernen gelingt.
DI in sieben Schritten:
- Bekanntgabe angemessen herausfordernder Lernziele, von Erfolgskriterien und Einsatz eines Advance Organizer
- Fachlicher Kurzvortrag der Lehrperson oder Modellieren eines Lösungswegs
- Formatives Assessment, um zu erheben, wie viele SuS wie viel wissen bzw. anwenden können
- Lernfeedback an die Klasse, Teilgruppen oder Einzelne
- Ggf. erneuter Input, vereinfacht für Teilgruppen
- Für die ganze Klasse oder nach [[innerer Differenzierung|innerer Differenzierung] Einleiten von absichtsvollem Üben
- Zeit und Aufgabenpool bereitstellen für Einüben und Erinnern oder verteiltes vs. massiertes Üben; Transfer-Strategien
DI ist lohnend beim Aufbau von fachlichen Kompetenzen und metakognitiven Strategien, die für das Meistern von weiteren Aufgaben wichtig sind. Besonders jüngere und leistungsschwächere SuS profitieren von DI, weil der Unterricht klar strukturiert ist.
engl. Originalbegriff: Direct Instruction
franz. Bezeichnung: Enseignement direct
siehe auch: "Handelt es sich bei der Direkten Instruktion um Frontalunterricht?"
Effektstärke in Bezug auf Schülerleistungen
Hattie (2023): ES = 0,56 ; R = 5 (Interpretationshilfe zum Robustheitsindex)
Die Effektstärke gemäß aktueller Datenlage in der Visible LearningTM MetaX Plattform findet sich über den Hyperlink des englischsprachigen Originalbegriffs. Direct instruction
Materialien für die Praxis
Direkte Instruktion - Unterrichtsplanung in 5 Minuten
Weiterführende Literatur und Studien
Weiterführende Literatur
- Brüning, Ludger/Saum, Tobias/Helmke, Andreas (2019): Direkte Instruktion Kompetenzen wirksam vermitteln. Essen: Neue Deutsche Schule Verlagsgesellschaft mbH.
- Direkte Instruktion - Eine Einführung und ein Vergleich mit Frontalunterricht
- Eibenstein, Felix (2011). Die direkte Instruktion – Eine methodische Grossform. Studienarbeit. Dresden.
- Grell, Jochen & Grell, Monika (2007). Unterrichtsrezepte. Weinheim: Beltz.
- Unter der Lupe: Direkte Instruktion. Ein Auszug aus dem Lernen sichtbar machen Newsletter Nr. 04, Januar 2014
- Wellenreuther, Martin (2007). Lehren und Lernen – aber wie? Hohengehren: Schneider Verlag.
- Wellenreuther, Martin (2009): [Frontalunterricht, direkte Instruktion oder offener Unterricht? Empirische Forschung für die Schulpraxis nutzen. In: Zeitschrift für Schulverwaltung und Schulmanagement, S. 169-172.
- Wiechmann, Jürgen (2000). Zwölf Unterrichtsmethoden. Weinheim: Beltz.
Studien
- Grünke, Matthias (2006). Zur Effektivität von Fördermethoden bei Kindern und Jugendlichen mit Lernstörungen.Kindheit und Entwicklung, 15 (4), 239-254. Direkte Instruktion als eines der effektivsten Unterrichtsmodelle bei Kindern und Jugendlichen mit Lernstörungen. (Abonnement erforderlich)
- Hintz, Anna-Maria & Grosche, Michael (2010). Förderung basaler Lesekompetenzen von erwachsenen Analphabeten nach Prinzipien der direkten Instruktion. Empirische Sonderpädagogik, 2, 25-33. Regressionsanalysen zeigten, dass die meisten Lernende von der Förderung nach den Prinzipien der direkten Instruktion in hohem Masse profitieren konnten. Der erwartete Transfereffekt auf einen standardisierten Lesetest blieb jedoch aus. (Abonnement erforderlich)
- Grosche, Michael (2011). Effekte einer direkt-instruktiven Förderung der Lesegenauigkeit.Empirische Sonderpädagogik, 2, 147-161. Aufgrund sehr langsamer Lernfortschritte bei Analphabeten sind die Ergebnisse relativ inkonsistent. Zwar verbesserten sich die Lernenden teilweise, aber neben einem eingeschränkten Lerntransfer konnten wiederholt zeitweilige Leseverlangsamungen beobachtet werden, was sich durch experimentell erhobene spezifische Lernbarrieren von Analphabeten erklären lässt. (Abonnement erforderlich)
Quellen
- Brüning, Ludger/Helmke, Andreas/Saum, Tobias (2019): Direkte Instruktion Kompetenzen wirksam vermitteln. Essen: Neue Deutsche Schule Verlagsgesellschaft mbH.
- Felten, Michael (2019): "Lernwirksamkeit statt Methodenfeuerwerk. Unterricht im Jahre 4 nach Hattie.". In: Pädagogik, Jg. 14, 1, S. 20-21.
- Hattie, John A. C. (2023): Visible Learning: The Sequel. A Synthesis of Over 2,100 Meta-Analyses Relating to Achievement. New York: Routledge.
- Helmke, Andreas (2021): Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts Franz Emanuel Weinert gewidmet. Aktualisierte 8. Auflage. Hannover: Klett Kallmeyer.
- Wellenreuther, Martin (2019): Lehren und Lernen – aber wie? Ein Studienbuch für das Lehramtsstudium. 9 vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Hohengehren: Schneider Verlag.
- Wild, Elke/Möller, Jens (2020): Pädagogische Psychologie. 3rd 2020. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg : Imprint: Springer.